“In Vino Veritas- Im Wein liegt die Wahrheit“.
Das Zuhause ist für uns nicht nur ein Rückzugsort, sondern auch ein Ort des Genusses und der kulinarischen Entdeckungen. In unserem heutigen Interview haben wir die Freude, mit Sebastian von Q Vinos aus Heidelberg zu sprechen. Gemeinsam tauchen wir ein in die faszinierende Welt des Weins – von den sonnenverwöhnten Weinbergen Chiles bis zu den erfrischenden Brisen der Anden.
Ein gutes Glas Wein ist für viele von uns ein unverzichtbarer Genuss im Alltag. Mit Q Vinos hat Sebastian seinen Traum verwirklicht, und seine Leidenschaft für die kraftvollen Weine Chiles zum Beruf gemacht. In diesem Gespräch nimmt er uns mit auf eine aufregende Reise durch die exklusivsten Weingüter Chiles und lässt uns an seinen persönlichen Entdeckungen und Erfahrungen teilhaben. Seid gespannt auf die Geschichten, die hinter den edlen Tropfen stecken!
Sebastián, woran erkenne ich einen guten Wein und was macht er für dich aus?
Das ist eine sehr gute und gleichzeitig komplexe Frage.
Im Grunde, um einen Wein als gut bezeichnen zu können, muss er einhalten, was er verspricht. Einfach gesagt: Die Nase des Weins muss im Einklang mit Körper, Gaumen und Abgang sein. Vorab muss man sich jedoch vor Augen halten, dass Weine sehr unterschiedlich sein können. Faktoren wie Ausbauart, Herkunft, Stil, Cuvéetierung und Terroir bestimmen das Weinerlebnis maßgeblich.
Wenn ich einen Sauvignon Blanc aus dem für chilenische Verhältnisse kühlen Valle de Casablanca trinke, muss eine betonte Säure zu erwarten sein. Dabei darf diese Säure jedoch nicht alle anderen Elemente des Weins, die schönen eleganten Nuancen von Holunder, grüner Paprika und Spargel, übertönen. Wenn ich plötzlich nur scharfe Säure im Gaumen oder in der Nase habe, aber keine anderen Komponenten des Weins erkenne, ist dieser Wein, wie man in der Fachsprache sagt, nicht mehr in Balance. Und genau darum geht es beim Wein: Die Balance in den unterschiedlichen Ausbauarten und Stilen zu erreichen.
Ein weiterer Faktor, den man berücksichtigen muss, ist, dass die Weinproduktion ein sehr aufwendiger Prozess ist, der von externen klimatischen Bedingungen abhängt und oft mit manuellem Aufwand verbunden ist. Um gute Qualität erreichen zu können, sind daher hohe Produktionskosten unvermeidbar. Obwohl der Preis einer Flasche Wein an sich nichts über die Qualität des Weins aussagt, würde ich persönlich nicht direkt zu dem 5-Euro-Rotwein greifen!
Aber am Ende des Tages, was ich auch meinen Kunden sage: Der beste Wein ist einfach der, der einem schmeckt! Für mich ist ein guter Wein der, der mich dahin transportiert, woher er kommt. Der Syrah aus den Füßen der Anden, wo Pfeffernoten in der Nase mich zu den lauen Sommernächten Chiles einladen. Im Gaumen vollmundig mit markanten, seidigen Tanninen und einem sehr langen Abgang mit Nuancen von Vanille, Kaffee und etwas Leder, die einem das gemütliche Gefühl der Heimat vermitteln. Das ist für mich ein guter Wein. Ein Wein, der mich berührt!
Wie hast du deine Leidenschaft für Wein entdeckt?
Ich habe das Gefühl, die Leidenschaft für Weine ist mir in die Wiege gelegt worden. Ich wuchs im Weinland Chile in einer sehr weinaffinen Familie auf. Der Sonntagsbraten, bzw. das traditionelle Sonntagsgrillen, das bei uns keine Saison kennt, wurde immer mit gutem und reichlichem Wein begleitet. Cabernet Sauvignon und Carménère durften auf dem Tisch nie fehlen.
Schon während meiner Jurastudentenzeit in Santiago beschloss ich, mich intensiver mit Weinen zu beschäftigen, nicht nur sie zu trinken, sondern auch ein bisschen hinter die Kulissen zu schauen. So absolvierte ich eine Ausbildung zum Sommelier, just for fun! Es war einfach mein Hobby. Über Jahre blieb die Weinleidenschaft mein verborgenes Interesse. Immer wieder habe ich Weinproben für Freunde und Familie organisiert.
Als ich vor ca. 12 Jahren nach Deutschland kam, um zu promovieren, stellte ich fest, dass, obwohl das Angebot an chilenischem Wein groß war, ich die wunderbaren Schätze, die ich aus meiner Heimat kannte, nicht finden konnte. Da dachte ich mir, dass man da etwas machen könnte! Doch die Jahre vergingen. Ich blieb in Deutschland, wo ich zunächst in der Wissenschaft und dann in der freien Wirtschaft als Jurist tätig war.
Dann, vor 4 Jahren, mitten in der Covid-Pandemie und dank der unglaublichen Unterstützung meiner Frau, brachte ich den Mut auf, meinen alten Traum wiederzubeleben. Ich wagte den Schritt und gründete Q Vinos, Weinimport und Weinhandel. Seit ich die Firma führe, kann ich meine Weinleidenschaft richtig ausleben. Es bereitet mir so viel Freude, meine Kunden in die schönsten Weinreisen zu begleiten, sie zu beraten und einfach schöne Momente mit ihnen zu erleben. Hierfür habe ich mein Fachwissen erweitert, indem ich alle WSET*-Zertifikate erworben habe. Ich kann sagen, ich lebe zurzeit meinen Traum! Was will man mehr, als das Hobby zum Beruf zu machen? Viele wünschen sich das, und ich habe es einfach getan!
Wie viel Liter Wein setzt du im Jahr um?
Wir haben sehr klein angefangen mit nur ein paar Paletten. Zunächst wollten wir den Markt erkunden und die Nachfrage ausloten. Nach einer sehr erfolgreichen ersten Phase importieren wir heute ca. 20.000 Flaschen jährlich. Demnach setzen wir ca. 15.000 Liter Wein im Jahr um.
Was macht die Weine von Q Vinos so besonders?
Q Vinos setzt sich für kleine, nachhaltige Familienbetriebe ein. Wir unterstützen Boutique-Weingüter, die höchste Qualität produzieren und dazu noch eine Geschichte erzählen.
Mit unseren chilenischen Partnern, sprich unseren Lieferanten, haben unsere Kunden Produzenten, die mit harter Arbeit und unendlicher Liebe nicht nur Weine, sondern richtige Kunstwerke erschaffen. Zum Beispiel: Lagar de Codegua, einer unserer ersten Weingüter, war das erste Weingut Chiles, das GSM, ein Cuvée aus Grenache, Syrah und Mourvèdre, in Chile produzierte.
Ab diesem Dezember arbeiten wir mit Moretta Wines, einem sehr schönen Projekt von zwei Winzerinnen. Natalia Poblete und María José Ortuzar haben sozusagen sehr alte Reben wiederbelebt. Ihr Konzept besteht darin, alte Weinberge von Winzern zu pachten, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können. Sie übernehmen und zentralisieren die Produktion. Mittlerweile haben sie eine unglaublich elegante Weinline aus Carignan und Cinsault hervorgebracht. Das Schönste an der ganzen Geschichte ist, dass die alten Winzer an der Gewinnbeteiligung teilhaben!
Casa Bauzá, das kleine Weingut im Norden Chiles, produziert eine Sensation: Einen Sekt nach traditioneller Flaschengärung, bei dem der Liqueur d’expédition anstelle eines süßen Weins aus einem süßen, im Holz ausgebauten Pisco besteht – so etwas sieht man woanders nicht! Solche Geschichten bewegen uns und unsere Kunden. Aus diesem Grund bin ich im November für eine Woche wieder in Chile, wo ich 23 Weingüter besuchen werde, um weitere außergewöhnliche Weine für unsere deutschen Kunden ausfindig zu machen.
Wie bist du gestartet und wo stehst du jetzt mit Q Vinos?
Der Start von Q Vinos war etwas turbulent. Meine Frau und ich bekamen im November 2019 unser drittes Kind. Vor der Einschulung unseres ältesten Sohnes wollten wir noch eine große Familienreise machen. Geplant waren 3 Monate Südamerika mit dem Auto. Leider hat Corona uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die 3 Monate wurden fast 7. Da hatte ich endlich Zeit, mich mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen. So entstand während dieser Zeit Q Vinos.
Ich nahm Kontakt mit einigen Weingütern auf. Lagar de Codegua war das erste, das sich bereit erklärte, ins Projekt einzusteigen. Wir fingen tatsächlich mit lediglich 2 Paletten an. 1200 Flaschen kamen im November 2020 nach Deutschland. Mit einer ausgedachten Online-Strategie, die hauptsächlich auf Online-Tastings und Probierpaketen basierte, verkauften wir die gesamte Ware innerhalb von zwei Monaten. Im darauffolgenden Jahr importierten wir einen Container mit Weinen zweier unterschiedlicher Weingüter. Unser Importgeschäft war gekommen, um zu bleiben. Mittlerweile bewegt sich unser Importvolumen bei 4 bis 5 Containern pro Jahr, mit steigender Tendenz!
Wo kann man deine Weine bekommen?
Als Weinimporteure sind wir die Schnittstelle zwischen Winzern und Händlern sowie der Gastronomie. Parallel dazu betreiben wir unseren eigenen Online-Shop, www.qvinos.de, wo unser gesamtes Sortiment zu finden ist. Da die Rückmeldungen unserer Privatkunden so positiv waren, sind wir gerade dabei, das Projekt zu erweitern und planen, in den nächsten Monaten eine eigene Vinothek in Heidelberg zu eröffnen.
Sebastián, was bietest du außer Wein noch an?
Q Vinos ist für mich nicht nur Wein. Ich sehe mich als Botschafter der Weinkultur meines Landes.
Da ich Sommelier und leidenschaftlicher Koch bin, gehören zu unserem Angebot selbstverständlich Weinproben. Hier können unsere Kunden zwischen einer reinen Weinprobe oder einer Weinprobe mit einem mehrgängigen Menü oder einfachen Tapas wählen. Das alles kann in einer privaten, familiären Atmosphäre gemütlich bei Ihnen zuhause oder in von uns ausgesuchten Räumlichkeiten stattfinden. Das Angebot gilt auch für Firmen oder Unternehmen im Rahmen von Teambuilding-Maßnahmen oder Betriebs- bzw. Weihnachtsfeiern.
Da Wein so vielfältig ist, bieten wir darüber hinaus mit unserem Partner in Deutschland unterschiedliche Veranstaltungen an. Unser Eventkalender ist auf unserer Homepage www.qvinos.de oder auf Instagram @qvinos_germany zu finden. Darunter haben wir Weinproben zu unterschiedlichen Themen, Wine Tastings in Kombination mit Livemusik oder Lesungen. Zum Beispiel: Am 30. November veranstalten wir gemeinsam mit dem Projekt Lebensraum in Heidelberg “Zorn und Wein. Lesung eines Thrillers”. Hier liest der Autor Fabian Schlumberger aus seinem Buch “Preis des Zorns”, das in Venezuela und der Schwäbischen Alb spielt. Ich interpretiere die Handlung sowie die Gefühle und Spannungen der Geschichte in Weinen. Eine super spannende Kombination!
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Die Zukunft sieht bei uns bunt aus. Wir arbeiten eifrig an der Erweiterung unseres Sortiments. In den letzten Monaten erhielten wir viele Anfragen von sehr interessanten Produzenten, die mit uns arbeiten wollen. Damit möchten wir unseren Kunden in Deutschland neue Facetten der chilenischen Produktion zeigen und nicht nur Wein, sondern auch Spirituosen anbieten. Pisco und Gin finden ebenfalls ihren Platz bei uns!
Wie bereits erwähnt, möchten wir uns neben dem Onlinevertrieb auch auf den direkten Verkauf an Privatkunden fokussieren und den Menschen in der Rhein-Neckar-Region einen neuen Ort der Begegnung anbieten. Die Zeit ist reif, um einen kleinen Spot Südamerikas in Heidelberg zu schaffen!
Also, ihr werdet sicherlich noch viel von Q Vinos hören!